24. Bonhoeffertag

21.08.2022

unter dem Motto "Mit guten Mächten Krisen bewältigen"

Mit guten Mächten Krisen bewältigen. 
Das war der 24. Bonhoeffertag

Während der Posaunenchor aus Thale sich noch warmspielte, nahmen bereits die ersten Gäste an den zahlreichen Tischen im Garten des Bonhoeffer-Hauses in Friedrichsbrunn Platz. Als es 11 Uhr losging, war der Garten gut gefüllt. An die 80 Menschen waren gekommen, um zum Auftakt des 24. Bonhoeffertages am 21. August 2022 einen Gottesdienst unter freiem Himmel zu feiern. Dieser stand wie der gesamte Tag unter dem Thema „Mit guten Mächten Krisen bewältigen“.

Grundlage für die Predigt von Superintendent Jürgen Schilling war eine Krise, die das Volk Israel bei seiner Wanderung durch die Wüste durchlebte (4. Mose 21,4-9). Im Angesicht der kargen und scheinbar ziellosen Gegenwart wurde die Vergangenheit in ägyptischer Gefangenschaft langsam, aber sicher verklärt. Kurzzeitig schien es so, als wäre der Weg ins versprochene Land zu weit. Zuerst richtete sich ihr Ärger gegen Gott, später setzten sie ihre Hoffnung auf Gott, dass er das Schicksal wenden kann. Letzteres zog sich wie ein roter Faden durch den Tag – nicht nur im Gottesdienst, sondern auch am Nachmittag kamen immer wieder die geistliche Dimension und Gott als wichtiges Gegenüber zur Sprache, um Krisen zu bewältigen. Dass auch in der Musik eine große Kraft liegt, wurde ebenso im Gottesdienst deutlich. Die musikalische Gestaltung durch den Posaunenchor Thale löste sichtbare Freude bei den Mitfeiernden aus.

Nach einer Mittagspause, bei der die Gelegenheit bestand, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich bei einem Imbiss zu stärken, ging es in der Bonhoefferkirche weiter. Dort wurde zunächst eine Collage mit Zitaten jener vier Mitglieder der Bonhoeffer-Familie, die durch die Nationalsozialisten ermordet wurden, zum Klingen gebracht. Dr. Günter Ebbrecht aus Einbeck hatte dafür Briefausschnitte, Gedichte und Skizzen von Dietrich und Klaus Bonhoeffer, Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher zusammengestellt, die von verschiedenen Sprecherinnen und Sprechern vorgetragen wurden. Die Dokumente vermittelten allesamt einen Einblick in die unvorstellbar große Schwere der Gefangenschaft, gleichzeitig aber auch einen Eindruck von dem, was die Inhaftierten in dieser existenziellen Krise getragen hat. Dazu zählten Erinnerungen an zurückliegende unbeschwerte Zeiten ebenso wie das Zeichnen und Musizieren, die geistliche Verbundenheit und ein Wort des Apostels Paulus: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ (Römer 8,28). Es waren beeindruckende Zeugnisse, die teilweise auch musikalisch zu Gehör gebracht worden. Die leise Gegenfrage, ob wirklich alle Dinge einem zum Besten dienen, blieb allerdings vermutlich bei dem einen oder der anderen bestehen.

Prof. Dr. Constantin Klein aus Dresden hatte dann die schwierige Aufgabe, nach dieser emotional intensiven Stunde auf das Feld der Wissenschaft zu führen. Sein Vortrag trug den Titel „Aushalten und Gestalten von Ohnmacht, Angst und Sorge – Resilienz in Religion und Spiritualität“. Dabei stellte er ein Modell zur Bewältigung von Stress und Krisen vor und argumentierte dafür, dass Resilienz vor allem ein dynamischer Prozess sei, in dessen Lauf es unter anderem darum geht, sich bewusst dazu zu verhalten, in Krisen weiterzugehen und den eigenen Lebensweg neu anzunehmen.

Mit einem Reisesegen klang der 24. Bonhoeffertag schließlich aus. Einen herzlichen Dank nochmal allen Mitwirkenden.

Saskia Lieske