22. Bonhoeffertag

01.09.2019

Was heißt es, die Wahrheit zu sagen?

Unter diesem Motto, nach einem kurzen und unvollendeten Traktat von Dietrich Bonhoeffer, fand

der 22. Bonhoeffertag

in Friedrichsbrunn am 1. September 2019 statt.

Tradition, Geselligkeit und Inspiration sollen sich nach dem Willen der Veranstalter - dem Förderverein Bonhoefferhaus Friedrichsbrunn und der Evangelischen Kirchengemeinde Friedrichsbrunn - hier miteinander verbinden.

Sich mit Dietrich Bonhoeffer auseinanderzusetzen und damit an ihn und seine, auch für die Gegenwart, wegweisenden Gedanken zu erinnern, ist immer eine Reise wert. Gäste aus nah und fern waren angereist, u.a. Gastpfarrer Manfred Wussow mit seiner Frau aus Aachen.

Der Bonhoeffertag beginnt traditionell mit einem Gottesdienst 11.00 Uhr im Garten des Bonhoeofferhauses. Er wurde von Hartmut Bick (vom Förderverein) und Pfarrerin Dr. Angela Beiküfner (Pfarrerin in Thale) gehalten und vom Posaunenchor Thale unter Leitung von KMD Christine Bick (Quedlinburg) musikalisch begleitet.

Inhaltlich kam zur Sprache, was dann auch im nachmittäglichen Referat betätigend herausgearbeitet wurde, dass sich der Wahrheitsbegriff - nicht nur, aber auch bei Dietrich Bonhoeffer - biblisch betrachtet, an der Liebe und Treue Gottes zu uns Menschen orientiert. Diese unbedingte und beständige Treue spiegelt sich im Leben des Christenmenschen wider und gibt dem Wohl meines Nächsten in allen Lebenssituationen die höchste Priorität. Dem hat sich auch der Wahrheitsbegriff unterzuordnen. Wahr ist also nicht immer, was aus objektiver Sicht wahr ist, sondern wahr ist, was subjektiv und vor allem situationsbezogen richtig ist.

Damit bin ich geschützt und herausgefordert, nicht in jedem Fall und unter allen Umständen die „Wahrheit“ sagen zu müssen, wenn diese etwa anderen Menschen Schaden zufügen könnte - erst recht dann nicht, wenn es um Leib und Leben geht. In dieser Weise versteht sich auch das 8. Gebot als eines, das dazu gegeben ist, Schaden von unseren Mitmenschen abzuwenden.

Nach Luther bleiben wir um Gottes Willen herausgefordert „… unsern Nächsten (nicht zu) belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf (zu) verderben, sondern (wir) sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“ (Erklärung zum 8. Gebot im Kleinen Katechismus). Auch Dietrich Bonhoeffer hat sich in seiner Gedankenwelt stark an Martin Luther orientiert.

Inspirativ und eindrucksvoll abgerundet wurden der Tag und das Thema durch ein Referat von Prof. em. D. Dr. theol. Wolf Krötke aus Berlin und weiterhin durch den Journalisten und Reporter Marcus Bensmann (Berlin und Essen), der über die Herausforderungen eines „glaubwürdigen Journalismus“ angesichts der Vorwürfe einer „Lügenpresse“ referierte.

Zu danken ist schließlich auch Frau Gabriele Zehnpfund, die sich wie immer zuverlässig um das leibliche Wohl aller Teilnehmer gekümmert hat und allen fleißigen technischen und organisatorischen Helfern.

So darf sich derjenige, der diesen Tag als etwas Besonderes erlebt hat, freuen auf den 23. Bonhoeffertag im kommenden Jahr mit Tradition, Geselligkeit und Inspiration.

Ulrich Lörzer