Ein neues Siegel

25.09.2021

für das Kirchspiel Bad Suderode-Friedrichsbrunn

Seit Anfang dieses Jahres hat das Kirchspiel Bad Suderode-Friedrichsbrunn ein neues gemeinsames Siegel. Als Kirchengemeinden haben wir ein öffentliches Amt inne und können damit Beurkundungen vornehmen. In erster Linie geht es um Urkunden, die unsere Gemeinden betreffen, wie Tauf-, Konfirmations-, Trauurkunden und Beschlüsse des Gemeindekirchenrates. Aber es wird ab und zu an uns die Bitte herangetragen, Beglaubigung vorzunehmen. Das ist mit Unterschrift und Dienstsiegel möglich.

Vermutlich beginnt die Geschichte der Siegel in vorgeschichtlicher Zeit, als der Besitz von Familienverbänden (z.B. das Vieh) gekennzeichnet wurde. Die Ritter führten deutlich sichtbar das Familienwappen auf ihrem Schild. Schon früh wurden Urkunden durch Unterschrift und Siegel des Herrschers bestätigt. So gehörte zu den Reichsinsignien, die auch äußerlich den Herrscher erkennbar machten, Krone, Zepter, Reichsapfel, Heilige Lanze und nicht zuletzt der Siegelring.


Anfang der Neunziger Jahre jagte eine Strukturreform die nächste. Kirchenkreise wurden zusammengelegt und wieder auseinanderdividiert. Auch kleine finanzschwache Kirchengemeinden mit wenigen Mitgliedern sollten durch Kooperation ihre Ressourcen bündeln. Das betraf auch die Gemeinden in Friedrichsbrunn und Bad Suderode, die schon länger durch einen gemeinsamen Pfarrer betreut wurden. Es wurde beschlossen, die bis dahin selbständigen Gemeinden zu einem "Kirchspiel" zusammenzuführen. Ein Kirchspiel ist mit einer Verwaltungsgemeinschaft im kommunalpolitischen Bereich vergleichbar. Es wird ein gemeinsamer Gemeindekirchenrat gebildet, der sich um die Angelegenheiten beider Orte kümmert. Die Finanzplanung erfolgt in einem gemeinsamen Haushalt, wobei die Vermögenswerte weiterhin getrennt aufgeführt werden. Dadurch ist eine mögliche Trennung und Neuzuordnung leichter zu bewerkstelligen. Konsequenz dieser Zusammenschlüsse war aber auch, ein gemeinsames Siegel zu führen. Aus praktischen Gründen wurde damals vom Gemeindekirchenrat beschlossen, das bisherige Siegel der Kirche zu Bad Suderode als gemeinsames Siegel zu führen. Das Friedrichsbrunner Siegel war praktisch unbrauchbar. Die Schrift war kaum lesbar. Auch das Motiv war nicht mehr zu erkennen. Auf alten Urkunden ist das sehr schöne, fein gezeichnete Siegel erhalten. Es zeigt einen Kelch mit eingraviertem Kreuz. Über dem Kelch schwebt ein Strahlenkranz.


So kam es, dass auch Tauf- und Konfirmationsurkunden in Friedrichsbrunn das Siegel der Kirche zu Bad Suderode trugen. Die Bad Suderoder haben auf ihrem Siegel die Neue Kirche mit ihrem markanten spitzen Turm abgebildet.


Manches Projekt wird dauerhaft auf die lange Bank geschoben, dass es dort fast verhungert. Wanda Krüger machte einen Gestaltungsvorschlag und nahm Kontakt zur Registerstelle beim Landeskirchenamt in Erfurt auf. Auch Ulrich Lörzer hatte die Geschichte ausgegraben. Es war aber immer genug anderes zu entscheiden und zu regeln, sodass der Nerv für dieses Projekt fehlte. Die Ereignisse, Zeit der Corona-Pandemie und eine Anregung durch Saskia Lieske brachte die Sache ins Rollen. Jetzt war genug Zeit, und die nahm sich der Gemeindekirchenrat auch. Wie sollte ein neues Siegel aussehen? Was ist typisch für beide Gemeinden? Was verbindet uns im Bildlichen? Es kristallisierte sich heraus, dass immer wieder das "irische Kreuz" als Motiv auftauchte. Das Kreuz mit dem Erdreich. Nach mehreren Versuchen gelang es mit Hilfe einer Grafikdesignerin, eine Vorlage zu schaffen, nach der eine Wernigeröder Firma zwei Stempel anfertigte, die nun der Pfarrerin und dem Gemeindekirchenrat zur Verfügung stehen.
                                                                                                                                                        Stefan Kiehne