Mündige Bürger:innen braucht das Land

29.08.2023

Das war der 25. Bonhoeffer-Tag

Bereits zum 25. Mal luden der Trägerverein des Bonhoefferhauses und die Kirchengemeinde zum Bonhoeffer-Tag nach Friedrichsbrunn ein. In diesem Jahr stand er unter dem Thema „Mündige Bürger:innen braucht das Land – zivilisiert, couragiert, engagiert“.

Im Garten des ehemaligen Ferienhauses der Familie Bonhoeffer wurde zunächst ein Gottesdienst gefeiert. Zahlreiche Menschen waren dafür gekommen. Musikalisch begleitet vom Posaunenchor Thale unter der Leitung von KMD Christine Bick wurde er von Regionalbischöfin Bettina Schlauraff und Pfarrerin Saskia Lieske gestaltet. In ihrer Predigt ging die Regionalbischöfin auf den sogenannten reichen Jüngling (Matthäus 19,16-26) ein und die Frage, wie viel jede und jeder Einzelne bereit ist, an Verantwortung zu übernehmen. Wie kann man mutiger bekennen, treuer beten, fröhlicher glauben und brennender lieben? Gegen alle Verzagtheit und Grenzen, so Schlauraff, sei Gottes Antwort darauf: Mit mir ist es möglich!

Am Nachmittag wurde das Thema dann mit zwei Vorträgen vertieft. Eingeladen waren Frank Richter, Mitglied des sächsischen Landtages und als ehemaliger Direktor der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung bekannt, und Bischof i.R. Wolfgang Huber, früherer Ratsvorsitzender der EKD.
Widerspruch zu leisten, sei ein Akt der Nächstenliebe. Mit dieser Aussage begann Frank Richter seinen Vortrag „Handelt unerschrocken und beherzt! Die Demokratie braucht Zivilcouragierte“. In seinen weiteren, biografisch geprägten Ausführungen unterstrich er, dass eine Demokratie keine Untertanen braucht, sondern Menschen, die sich engagiert einbringen, miteinander um Positionen ringen und auch lernen, mit Kompromissen zu leben. Überhaupt hob Frank Richter die mit Demokratie verbundene Bildungsaufgabe hervor, denn schließlich müsse sie gelernt werden.

Wolfgang Huber richtete das Augenmerk zu Beginn seines Vortrages „Gelebte Zivilcourage in der Familie Bonhoeffer und darüber hinaus“ auf Dietrich Bonhoeffer und den Grunewalder Freundeskreis, in dem Zivilcourage diskutiert und gelebt wurde, gleichwohl das Wort selbst im Sprachgebrauch der damaligen Zeit kaum vorkam. So verwendet es auch Dietrich Bonhoeffer erst Ende 1942 in einem Schreiben, in dem er betont, dass es bei Zivilcourage um die freie Verantwortung und das Entwickeln einer eigenen Haltung ginge. Dies, so Huber, sei bis heute ein unentbehrliches Grundelement der Demokratie. Wie Frank Richter unterstrich auch er, dass Demokratie davon lebe, dass die Bürgerinnen und Bürgern sich aktiv in den Diskurs einbringen, unter Umständen auch Gewissensbedenken äußern (und diese ernst genommen werden) und miteinander um Mehrheiten ringen.

Mit vielen Eindrücken, Gedanken und Anregungen zum Weiterdenken gingen die Zuhörerinnen und Zuhörer schließlich nach Hause. Einen herzlichen Dank allen Mitwirkenden.
Im nächsten Jahr findet der dann 26. Bonhoeffer-Tag am 18. August 2024 statt.

Text: Saskia Lieske

Fotos: Gottfried Bürger