Standort der Kirche
gegenüber
Kirchberg 80
06502 Thale OT Warnstedt
Bei der Warnstedter St. Georgkirche handelt es sich um einen architektonisch ausgesprochen qualitätvollen Bau der Neugotik mit mittelalterlichem, aus der Romanik stammenden Westquerturm von ca. 1210 (sogenannter „sächsischer Querriegel“). Das Kirchenschiff beansprucht wegen seiner interessanten stilistischen Ausprägung besondere Aufmerksamkeit. Als einschiffiger Baukörper mit deutlich abgesetztem polygonalem Chor vertritt diese Architektur die im Historismus nicht seltene Stilstufe der Frühgotik, hier jedoch unmittelbar einem Bauwerk der Region abgeschaut.
Chor und Schiff lehnen sich eng an die Gestalt der frühgotischen Klosterkirche zu Nienburg an der Saale an. Von da wurden Grund- und Aufriss des Chores, die Form der Fenster, vor allem aber die für eine Dorfkirche ganz ungewöhnlichen Domikalgewölbe übernommen. Insgesamt hat der Architekt somit wesentliche Gestaltungselemente der Nienburger Klosterkirche als „Ideensteinbruch“ für seinen Warnstedter Entwurf verwendet. Das Ergebnis ist ein auffallend weiträumiger Kirchenraum, der durch den erhaltenen spätgotischen Flügelaltar (ca. 1450 - 1480) ein Prinzipalstück aus mittelalterlicher Zeit besitzt. Dieser zählt zu den zahlreichen in dieser Gegend überlieferten Zeugnissen spätgotischer Skulptur und ist nicht nur eine kunstgeschichtlich qualitativ hoch einzuschätzende Arbeit, sondern belegt auch gleichzeitig das beharrliche Festhalten am Überlieferten - wurde das Retabel doch weder im Bildersturm, noch in der Barockzeit oder beim Kirchenneubau im 19.Jh. zerstört oder weggebracht.
Die Glocken
Noch zwei weitere Zeugen aus älterer Zeit gehören zu den Warnstedter
Kirchenschätzen und zeichnen dieses Gotteshaus aus. Die Rede ist von den
beiden Glocken im Westturm.
Seine geräumige Glockenstube beherbergt
einen zweifeldrigen Stuhl aus Holz, aus dem 19. Jahrhundert. Ein Gefache
ist leer. Es enthielt die 1875 umgegossene, im 1. Weltkrieg
abgelieferte und 1933 durch eine neue ersetzte mittlere Glocke, die im
2. Weltkrieg erneut abgeliefert worden ist. Die große Glocke
(Durchmesser 1260 mm, 880 kg) wie die kleine Glocke (Durchmesser 535 mm,
91 kg), letztere über dem eigentlichen Glockenstuhl hängend, blieben in
beiden Weltkriegen vor der Einschmelzung bewahrt. Vor allem die große
Glocke ist eine bemerkenswerte Arbeit. Ihre langatmige lateinische
Inschrift nennt nicht nur die damaligen „Sponsoren“, sondern auch den
Gießer „Magister Johann Koch aus Zerbst“ und das Jahr 1684 - die Ziffern
spiegelverkehrt. Aus dem Wortlaut der Inschrift geht hervor, dass die
Glocke damals neu gegossen –„refabricata“- wurde. Die kleine Glocke
zeigt eine schlecht lesbare Inschrift, die einen Gießer „...n Kasten“
aus Halberstadt und die Jahreszahl 1731 nennt. Besonders
hervorhebenswert sind die Medaillons mit Darstellungen, darunter der
ikonographisch bemerkenswerte Gnadenstuhl. Barockglocken mit figürlichen
Darstellungen sind im evangelischen Mitteldeutschland eher selten, so
dass diese Glocke kunstgeschichtlich eine Besonderheit darstellt.
Als Klangdenkmale der Barockzeit sind die beiden Warnstedter
Glocken wichtige Dokumente und belegen zugleich den Standard
verschiedener regionaler Gießhütten. Da eine Glocke in erster Linie ein
Musikinstrument ist und im Dienst der Kirche steht, also eine besondere
Aufgabe besitzt, sind stumme, stillgelegte Glocken immer nur
Altertumsdenkmale. Im Sinne des Denkmalschutzes war die
Wiederherstellung und der Erhalt als Klang-Denkmal wünschenswert.
Inschriften der großen Glocke:
M. JOHANN KOCH AUS ZERBST GOSS MICH
M.DAVID RICHTER NICOLAUS ZWIES GESCHWORENE
VALTIN ZWIES ANDREAS BERGMANN THOMAS oder JONAS ETTER
JOACHIM BERGMANN KIRCH.V.M.
ERNST BAUMACKER MELCHIOR BODENSTEIN DAVID KREBS AEDIT
VERBUM DOMINI MANET IN ETERNUM = ( ovale Inschrift )
Das Wort des Herren bleibt in Ewigkeit
SUB SACERDOTIS STUDIO ET CURA PLURIM
unter des Priesters höchster Mühe und Sorge
REVEREND VIRI AC DOMINI
des hochwürdigen Mannes und Herren
CHRISTIANI MATTHIAE BROSENY
Christian Matthias Brosenius
HAEC CAMPANA REFABRICATA ANNO 1684 MENSEGULIO
Ist diese Glocke wieder hergestellt worden im Jahr 1684 im Monat Juli
Gegenüber
der obigen ovalen Inschrift die folgende – ebenfalls ovale Inschrift,
deren Bedeutung / Hintergrund z.Zt. recherchiert wird. (Jeweils rechts
und links des Ovals ist ein Engel dargestellt. )
CURD LUDEWICH WOLDECK VON ARNEBURG
Gemeindebüro
Hubertusstraße 2, 06502 Thale
Telefon: 03947 / 23 34
Fax: 03947 / 7797029