Zeitgeschichte

Sie geht wieder!

Zeitgeschichten

Lange Zeit bewegte sich in der Uhrenkammer im Turm unserer Bad Suderoder Neuen Kirche scheinbar nichts. Anfang Juli ging es dann Schlag auf Schlag. Erst wurden die verwitterten Ziegelsteine der kleinen Rundfenster herausgenommen und durch neue Klinker ersetzt. Dann baute Tischler Andreas Kempe mit seinen Mitarbeitern die neu angefertigten Fenster ein.

Am 12. Juli konnte Elektronikingenieur Jörg Holznagel die Funksteuerung und den neuen Antrieb für die Kirchturmuhr einbauen.

Das historische 140 Jahre alte Uhrwerk wurde an seinem Platz belassen. Aus der Antriebswelle für die Zeiger wurde ein Stück herausgetrennt und der wenige Zentimeter kleine Elektromotor eingefügt. Somit wird nur noch die Zeigermechanik angetrieben.

Die Antriebswelle ist, weil handgeschmiedet, etwas unegal. Der harte Stahl ließ sich nicht mit Feile und Sandpapier in Form bringen, um in die Bohrung der vorbereiteten Aufnahmebuchse zu gleiten. Zum Glück war in der Reifen-Werkstatt von Gerd Weisel auch am Freitag Abend noch Betrieb. Mit einer passenden Flexscheibe konnte bei fliegenden Funken der hartnäckige Stahl auf das gewünschte Maß reduziert werden. Unsere Aktion war gerettet und konnte weiter ihren Lauf nehmen.

Etwas Geduld benötigte noch das Einstellen der exakten Uhrzeit. Auch hier war der technische Fortschritt hilfreich. Per Handy wurden Uhrzeit und Zeigerstellung langsam in Einklang gebracht. Einmal zeigt das Smartphon die exakte Zeit an, und per Funk konnte dem Mann im Turm von der Straße aus gesagt werden, wie die Zeiger gerade stehen.

Dass nun die schweren Zeiger beim „bergauf gehen“ von der halben zur vollen Stunde etwas nachgehen und beim „bergab gehen“ der Zeit voraus hängen … Wen stört‘s wirklich? Wir haben unsere Turmuhr wieder in Gang!

Noch einmal sei herzlich allen gedankt, die an der Finanzierung und Ausführung beteiligt waren.

Weiterhin wurde der obere Turmbereich aufgeräumt und gesäubert. Über Jahrzehnte sammelten sich Reste von Baumaterialien, Staub und toten Fliegen in Ecken und Winkeln an. Dank an Martin Borchert und Sascha Röhl für ihre Arbeit.

Stefan Kiehne