23. Bonhoeffer-Tag

01.09.2021

Familienleben – Familie leben

Viele Menschen hatten am 29. August 2021 dem Herbstwetter getrotzt und sich auf den Weg zum 23. Bonhoeffer-Tag nach Friedrichsbrunn gemacht. Nach einer coronabedingten Pause im vergangenen Jahr konnte er diesmal wieder stattfinden. Er stand unter dem Thema „Familie(n)leben: Familienleben – Familie leben“.

Den Auftakt bildete ein Gottesdienst, der diesmal entgegen der bisherigen Tradition in der Bonhoefferkirche stattfand. In der Predigt wurde ein erster Blick auf Familie geworfen. Dabei ging es um die Familie Gottes, zu der unzählige Menschen gehören. Im Markusevangelium (Kapitel 3, Verse 31 bis 35) ist die Rede davon, dass all jene zu Jesu Geschwistern gehören, die den Willen Gottes tun – oder dies zumindest in kleinen Schritten versuchen. Der Posaunenchor Thale begleitete den Gottesdienst unter der Leitung von KMDin Christine Bick musikalisch. Der Applaus am Ende zeigte, wie viel Freude die Musik der Gemeinde bereitet hatte.

Anschließend bestand im Bonhoeffer-Café die Gelegenheit, beim Mittagessen über das Thema ins Gespräch zu kommen. Hier war Gelegenheit, die eigenen Gedanken und Perspektiven auf Familie mit anderen zu diskutieren und sich auszutauschen. Ebenso konnte die Ausstellung über die Bonhoeffer-Familie besichtigt werden.

Gestärkt und aufgewärmt ging es dann zurück in die Kirche, wo zwei Referentinnen Einblicke in das Thema gaben. Pfarrerin Dr. Jutta Koslowski stellte die Erinnerungen von Susanne Dreß, der jüngsten Tochter der Bonhoeffer-Familie, vor und gewährte damit Einblicke in deren Familienleben. Im Mittelpunkt standen die Ehe von Karl und Paula Bonhoffer, deren Erziehungsstil, die Bedeutung von Kultur innerhalb der Familie und schließlich einige Voraussetzungen für das Engagement im Widerstand. In ihrem Vortrag zeichnete Frau Koslowski mithilfe der Erinnerungen das Bild eines starken Zusammenhalts in der Familie Bonhoffer. Bei der anschließenden Diskussion im Plenum wurde jedoch auch deutlich, dass es durchaus auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Erinnerungen geben sollte, insbesondere mit den vorgesehenen Rollen für die Töchter. Allerdings wies Frau Koslowski auch daraufhin, dass die Töchter durchaus auch andere Wege einschlugen, als ihre Eltern vorgesehen hatten.
Nach diesem Blick in eine mittlerweile durchaus auch fremde Familienwelt gab Dr. Insa Schöningh, Bundesgeschäftsführerin der evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie e.V., einen Einblick in die aktuelle Lebenswelt von Familien. Dazu gehören unter anderem eine Vielfalt von Formen, in denen Familie lebt, gewandelte Geschlechterrollen und eine intensivere Zeit, die Eltern mit ihren Kindern verbringen. Frau Schöningh wies auch deutlich daraufhin, dass die soziale Ungleichheit immer weiter wächst, wovon auch Familien und vor allem die Kinder betroffen sind. Deren Bildungschancen sind ungleich verteilt und es wird zunehmend schwieriger, diese Ungleichheit mit politischen Mitteln zu verringen.

Im Anschluss an die Vorträge bestand nochmals die Gelegenheit, sich im Bonhoeffer-Café zu stärken und das Gehörte gemeinsam zu verarbeiten. Damit ging der 23. Bonhoeffer-Tag zu Ende. Einen herzlichen Dank an alle Mitwirkenden!

Pfrn. Saskia Lieske